Warum SprInt auf Spenden angewiesen ist

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Transparenz: Was macht SprInt mit Ihren Spenden?

Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Bildungschancen in Berlin weiter verschlechtert, sondern auch ein finanzielles Loch in den Haushalt des Senats gerissen. Für uns bedeutet dies derzeit eine Kürzung unseres Etats um 50.000 Euro, was knapp ein Fünftel unseres Jahresbudgets darstellt. Keine ganz leichte Situation, denn der Bedarf an unseren Angeboten ist gewaltig und wächst beständig. Doch glücklicherweise erreichen SprInt immer wieder vereinzelt Spenden, die uns helfen, unsere Arbeit für die Kids hier im Kiez zu bewältigen. Denn auf Spenden sind wir dringend angewiesen. Warum eigentlich? Und was finanzieren wir mit den Spenden? — dies möchten wir aus Gründen der Transparenz im Folgenden gerne einmal zeigen, unsere spendenfinanzierten Projekte präsentieren und unseren Etat offenlegen: „Wir haben nichts zu verstecken“ sagt SprInt-Leiter Herbert, „im Gegenteil.“

Warum braucht SprInt Spenden?

Mehrfach stand SprInt bereits vor dem finanziellen Aus, zuletzt 2015 nachdem Projektgelder der Stiftung Mercator und des Quartiersmanagments Berlin-Mitte ausgelaufen waren. Seit 2016 sind wir zum Glück durch den Berliner Senat grundfinanziert und verfügen dadurch über eine gewisse Sicherheit, müssen allerdings trotzdem einen Eigenkostenanteil zu unserem Etat beitragen. Dieser liegt bei circa 10% des Gesamtetats und beläuft sich damit auf rund 20.000 Euro. „Der Senat erwartet, dass auch wir selbst Gelder bereitstellen und finanziert uns nur den Fehlbedarf. Da SprInt aber weder Produkte noch Leistungen verkauft, sondern im Gegenteil unsere Nachhilfe und Bildungsangebote den Kindern und Jugendlichen aus dem Kiez umsonst zur Verfügung stellt — eben weil wir finanziell schwach gestellte Familien unterstützen möchten — haben wir keine anderen Einnahmen, nur Ausgaben, und sind deshalb auf Spenden angewiesen“ erklärt Herbert. Einfach ausgedrückt: Ohne Spenden kein Etat, ohne Etat kein SprInt, ohne SprInt keine Hilfe für die Kinder und Jugendlichen im Wedding.

Schlechte Bildungschancen in Berlin

Die Bildungssituation im Kiez ist schlecht. Über die teilweise miserablen Bildungschancen in der Hauptstadt haben sich bereits diverse Leitmedien ausgelassen, deshalb sprechen wir an dieser Stelle lediglich den ein oder anderen Lesetipp aus und können von unserer Seite aus nur die Einschätzung bestätigen, die der Tagesspiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung von der Bildung in Berlin liefern: Das Lernniveau der Kinder und Jugendlichen im Kiez ist niedrig, und die Corona-Pandemie samt Homeschooling und digitalem Fernunterricht haben jene noch weiter abgehängt, die ohnehin schon hinterherhinken. „Jeden Tag kommen dutzende Schüler zu uns, die nicht richtig schreiben und lesen können, nicht Bruchrechnen oder schriftlich multiplizieren. Wie sollen sie da später mal einen Beruf erlernen und integraler Teil der Gesellschaft werden? Die Corona-Politik hat sie in den letzten zwei Jahren weitgehend allein gelassen.“ Diese Problemlage dürfte sich jetzt weiter verschärfen, schließlich ist eine Flüchtlingswelle aus der Ukraine zu erwarten und nicht wenige der ukrainischen Kinder und Jugendlichen werden auf Schulen im Wedding gehen.

Spenden für Nachhilfe im Medienhof-Wedding für verbesserte Bildungschancen

Der Bedarf an Bildung, Nachhilfe und Berufsberatung im Berliner Kiez ist also gewaltig. Neben dem eingangs erwähnten Eigenkostenanteil verwendet SprInt also einen nicht geringen Anteil der Spenden für Lehrerhonorare, die nicht mehr durch die Senatsgelder gedeckt sind: „In der Regel überschreiten wir unseren Etat für Lehrerhonorare und bezahlen die zusätzlichen Stunden aus unseren Spenden. Lediglich während der Corona-Pandemie war unser Pensum etwas geringer, weil wir unsere Einrichtung schließen mussten und unser Angebot in die digitale Sphäre verlagert haben. Digitale Angebote funktionieren bei unserer Klientel allerdings leider nicht so gut, weil viele über eine schlechte technische Ausstattung verfügen, kein eigenes Zimmer zum Lernen haben, nicht einmal eine Emailadresse, manche auch nicht die nötige Selbstdisziplin außerhalb der Schule aufbringen. „Um die Lücke im Etat für unsere Lehrerhonorare zu schließen, verwendet SprInt beispielsweise die Spenden, die uns durch Betterplace erreichen: Eine Stunde Nachhilfe kostet uns 13 Euro Honorar für die Lehrkraft sowie 20 Euro an AG-Bruttolohn für die Arbeit der Festangestellten. Insgesamt unterrichten bei uns mittlerweile mehr als 50 Studenten, die im Schnitt pro Woche sechs Stunden Nachhilfe geben, die drei festangestellten Mitarbeiter arbeiten ebenfalls neben ihrer Organisationsarbeit mit den Schülerinnen und Schülern.

Spenden für Heimunterricht für Grundschüler

Neben den Betterplace-Spenden erhält SprInt auch immer wieder sachbezogene Sonderspenden. Beispielsweise letztes Jahr haben wir von Bridgepoint eine Spende von 20.000 Euro erhalten, mit der wir unseren Heimunterricht für Grundschüler finanzieren können, denn diese sind von der Corona-Pandemie besonders betroffen: „Grundschüler können sich ihren Lernstoff nicht selbst organisieren! Dies erwartet allerdings leider teilweise die Bildungspolitik hierzulande und lässt sie qua Homeschooling mit ihren Aufgaben allein. Wer nicht aus einem bürgerlichen, bestenfalls muttersprachlich deutschen Haushalt stammt, der ist da schnell abgehängt.“ Glücklicherweise hat Bridgepoint gespendet und wir könnenzumindest eine Weile den Heimunterricht für Grundschüler finanzieren. Die Förderlehrer fahren zu den Kindern nach Hause, organisieren ihre Lehrpläne und bearbeiten gemeinsam mit ihnen die Hausaufgaben. Rund 30 Schüler nehmen derzeit an dem Programm teil, die Studenten erhalten 13 Euro Lohn pro Stunde plus eine Anfahrtspauschale von 7 Euro. Pro anderthalbstündiger Lehreinheit fallen somit 33 Euro Kosten an.

Berufsberatung

Da wir uns nicht nur als Nachhilfeschule betrachten, sondern vielmehr auch ein Ort der Begegnung und Entwicklung sind, bietet SprInt neben der Nachhilfe noch ein relativ breites Angebot an anderen Möglichkeiten an, sich zu entwickeln; beispielsweise unsere Berufsberatung, der „Ausbildungslotse“: „Wir wollen unsere Schüler auch bei dem schwierigen Übergang Schule-Beruf unterstützen. Und zwar durch individuelles und langfristiges Coaching. D. h. wir begleiten die Jugendlichen von der Berufsfindung über die Stellensuche bis zum Bewerbungsverfahren durch einen persönlichen Coach, der dauerhaft für sie da ist.“ Finanziert wird der Ausbildungslotse übrigens von der Werkschule Berlin e. V. und der Stiftung Pfefferwerk. Für SprInt und die Schüler eine tolle Sache, für die wir uns an dieser Stelle bei den Stiftungen noch einmal recht herzlich bedanken möchten.

Theaterpädagogik

Neben unserem Berufsberatungsangebot, führt SprInt auch seit längerem Projekte im künstlerisch-musischem Bereich durch. Vorletztes Jahr haben wir beispielsweise unser Musical „Die Wedding-Story“ in Kooperation mit dem Interkulturellen Theater auf die Bühne gebracht und vor vollem Haus im Theater 28 aufgeführt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Theatergruppe im Medienhof-Wedding an: „Theater bietet mehr als trockene Didaktik, nämlich viel Gefühl in den Dialogen, kreative Arbeit mit Körper und Geist und ein Gruppenerlebnis, das viele gemeinsame Gespräche und Abstimmungen verlangt. Theaterspielen trägt zur Sprachförderung und zur Persönlichkeitsbildung bei“, erzählt Herbert über unser Theaterprojekt, bei dem rund 20 Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters mitspielen? Die Requisiten, Regiekosten, Aufführungsrechte und das Bühnenbild zahlen sich leider nicht von selbst. Glücklicherweise erreichte uns vor kurzem eine Sonderspende für das Theater in Höhe von 1.500 Euro. Der Spender möchte anonym bleiben, teilte in einem Telefonat aber mit, dass er SprInt unterstützen möchte, weil er selbst multikulturell aufgewachsen sei und Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern wolle. Dabei lägen dem Spender besonders Projekte im musisch-künstlerischem Bereich am Herzen; er wolle dort helfen, wo der Staat eher nicht unterstütze.

Unser Etat wird gekürzt

Unsere kleine Bildungseinrichtung hat also allerhand zu stemmen, obwohl wir lediglich drei Teilzeitkräfte fest beschäftigen, die gemeinsam einen Bruttolohn von rund 90.000 Euro im Jahr kosten, rund 90.000 Euro bezahlen wir unseren Förderlehrern auch an Honoraren, knapp 30.000 Euro fallen für Sachkosten wie Miete und Versicherungen an. Außerdem versucht SprInt eine kleine Rücklage anzusparen, falls wieder unerwartete Budgetausfälle geschehen.“ Denn wie eingangs erwähnt, wird uns dieser ohnehin eher schmale Etat um noch einmal 50.000 Euro gekürzt. Um auf diesen Umstand hinzuweisen, haben wir uns letzte Woche noch einmal mit einer Mitteilung an die Presse gewendet.

Ausflugswoche

Unser Bildungs- und Integrationsauftrag ist mit Nachhilfe, Berufsberatung und Theater allerdings noch nicht beendet, denn seit einigen Jahren veranstaltet SprInt in den Sommerferien eine Ausflugswoche für die Kids aus dem Kiez. „Das war besonders die beiden letzten Jahre wichtig, damit die Kinder und Jugendlichen mal aus ihrer Käseglocke Wedding entkommen. Die meisten von ihnen teilen sich mit ihren Geschwistern ein Zimmer, hatten während des Lockdowns kaum noch die eigene Wohnung verlassen und haben generell bisher eher wenig von der Welt gesehen. Manche Kinder aus unserem Projekt können nicht schwimmen, nicht Fahrrad fahren, waren noch nie in Brandenburg. Die Ferienzeit ist eine Möglichkeit, ihnen eine ganz neue Welt zu zeigen: Wir gehen wandern, klettern, ins Museum oder Jumphouse. Die Kids sind immer total begeistert, wachsen mit ihren neuen Eindrücken und schließen neue Freundschaften während der Ausflüge. Das bewegt mich immer wieder aufs Neue. Die Ausflugswoche kostet uns knapp 3000 Euro und ist dieses Geld auch wert.“

Danke für Ihre Spenden!

Umso mehr sind wir dankbar für jeden gespendeten Euro, der uns erreicht, und den wir dafür verwenden, den Kids aus dem Kiez bei ihrem schulischen Erfolg und beruflichem Aufstieg zu unterstützen. Aber auch Sachspenden oder gar Spenden künstlerischer Art — wie die Neujahrsgrußkarte unserer Freundin Tina Berning — helfen uns dabei, die Bildungschancen im Berliner Wedding zu verbessern. Hier gibt es noch jede Menge zu tun. Deshalb sind wir besonders dankbar dafür, mit dieser Aufgabe nicht allein zu sein und auf die Unterstützung unserer Spender vertrauen zu können. Danke!

Damit wir auch in Zukunft den Schülern helfen können, benötigen wir Ihre Spende. Bitte unterstützen Sie uns unter: https://www.betterplace.org/de/projects/5160-bildungsforderung-sprint-eine-bessere-zukunft-fur-kinder-durch-bildung

Der Artikel stammt von Matthias Stoecker, Blogredakteur SprInt.