Sprach- und Lernpaten gesucht

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Sprach- und Lernpaten für Kinder aus dem Parkviertel? Warum das? Das ist doch gar nicht im Soldiner Kiez, in dem SprInt sonst immer arbeitet. Könnten die Kinder nicht einfach in den Medienhof-Wedding zur Hausaufgabenhilfe kommen, so wie alle anderen auch? Da kriegen sie doch auch sprachliche und fachliche Förderung. Und dann noch Ehrenamtliche als Pateninnen und Paten. Findet man die überhaupt? Sind die denn zuverlässig?

Es stimmt, man könnte einige kritische Fragen zu dem neuen Patenschaftsprojekt von SprInt stellen. Es wäre tatsächlich nicht notwendig, um unseren Standardbetrieb in Wedding-Gesundbrunnen, insbesondere im Soldiner Kiez, weiterhin zu gewährleisten.
Aber gerade, weil es anders ist als unsere bisherige Förderung hat es uns gereizt, dieses neue Projekt zu entwickeln. Es schafft neue Qualitäten, die wir bisher nicht hatten.

Das Besondere an unserem Ansatz war es immer, dass bei Kindern, die solch massiv schlechte Lernvoraussetzungen mitbringen wie viele hier im Wedding, nur eine individuelle Förderung weiterhilft, die ganz auf das Kind und seine Lernbedürfnisse eingeht. Wir kompensieren häufig die fehlende Bildungsunterstützung durch die Eltern. Außerdem leiden hier viele fremdmuttersprachliche Kinder darunter, dass sie dem Unterricht in der Bildungssprache Deutsch nicht folgen können. Sie müssen die Doppelhürde Sprachlernen und Fachlernen gleichzeitig überwinden, woran sie häufig scheitern. Deshalb bieten wir eine kombinierte Sprach- und Fachförderung an, die dazu noch niedrigschwellig ist. D. h. sie ist kostenlos und unverbindlich. Man muss ja nicht in den Medienhof-Wedding kommen, sondern kann es, wenn man es braucht. Dieses Förderkonzept hat sich bewährt. Seit 18 Jahren kommen die Kinder zuhauf in den Medienhof-Wedding und suchen von sich aus diese kostenlose individuelle Sprach- und Bildungsförderung auf.

Allerdings war uns auch immer bewusst, dass dieses Konzept manche Bildungsaspekte nicht berücksichtigt. So kamen die Kinder oftmals nur sporadisch vorbei, wenn ein Test anstand, danach aber nicht mehr. Unter diesen Bedingungen gibt es keine kontinuierliche, aufeinander aufbauende Förderung. Außerdem müssen sich die Kinder im Medienhof-Wedding immer wieder an neue Studentinnen oder Studenten wenden, weil täglich andere hier sind. Auf diese Weise ergibt sich keine dauerhafte persönliche Lernbeziehung.
Die ist allerdings mit dem Patenschaftsprojekt gegeben. Dabei lernen Paten und Schüler ein Schuljahr lang wöchentlich mindestens eineinhalb Stunden zusammen und können so einen kontinuierlichen Lernprozess etablieren. Außerdem können sie durch gelegentliche gemeinsamen Ausflüge zu Bildungsorten eine freundschaftliche Beziehung zueinander aufbauen, die über eine reine Nachhilfetätigkeit hinausgeht.
Dazu kommt, dass wir bei Sprint zwar eine sehr enge Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufbauen können, die Eltern aber nicht erreichen. Bei dem Patenschaftsprojekt hingegen gehen die Paten in die Familien hinein und bauen so natürlich eine Beziehung zu den Eltern und dem gesamten Lernumfeld des Kindes auf. Hier kann es gute Rückkopplungseffekte geben: Die Paten werden sich wahrscheinlich mit vielen Kindern und deren Familien anfreunden. Im Patenschaftsprojekt ist vorgesehen, dass alle auch einmal einen Ausflug zusammen unternehmen oder eine Kochaktion zusammen an der Schule machen. Elternarbeit läuft so organisch und auf Augenhöhe ab, die Eltern machen gerne mit und kommen auch gerne mal zur Schule.

Wir sind übrigens ins Parkviertel gegangen, weil die Schule dort wie im Soldiner Kiez eine sehr förderbedürftige Schülerschaft hat, allerdings knapp außerhalb der Fördergebiete liegt und bisher kaum Unterstützung von außen bekommen hat. Das F.E.I.N.-Programm, das dieses Patenschaftsprojekt finanziert, fördert gerade solche Schulen. Die Gottfried-Röhl-Grundschule freut sich deshalb über das Projekt, ist sehr offen dafür und wählt schon in diesem Schuljahr Kinder unter denen aus dem 4. Schuljahr aus, die sich um eine Patenschaft bewerben. Sie sollen im 5. und 6. Schuljahr eventuell an eine Gymnasialempfehlung herangeführt werden. Das gesamte Programm dauert drei Jahre. Wir hoffen, an der Gottfried-Röhl schon im neuen Schuljahr mit mindestens 12 Patentandems beginnen zu können. Bis Weihnachten sollen es 20 sein.

Unsere Paten werden Studentinnen und Studenten sein, auch Schüler aus der Oberstufe können dabei sein, die für ihre Tätigkeit ein Honorar von 15 Euro in der Stunde erhalten. Das F.E.I.N. – Programm sieht allerdings auch ehrenamtliches Engagement vor. Deshalb wollen wir mindestens zehn ehrenamtliche Paten gewinnen, die ein Jahr lang verlässlich mit den Kindern lernen, mit ihnen Texte lesen und schreiben oder auch mal in den Zoo gehen. Obwohl das eine wunderbare Aufgabe ist, bei der auch die Paten wahrscheinlich viel von den Kindern lernen, wird es wahrscheinlich schwierig werden, solche ehrenamtlichen Patinnen und Paten für ein Schuljahr zu finden. Wir hoffen dabei aber auf die Solidarität der Berliner.

Damit wir auch in Zukunft den Schülern helfen können, benötigen wir Ihre Spende. Bitte unterstützen Sie uns unter: https://www.betterplace.org/de/projects/5160-bildungsforderung-sprint-eine-bessere-zukunft-fur-kinder-durch-bildung

Der Artikel stammt von SprInt-Leiter Herbert Weber. Herbert Weber ist gelernter Landschaftsgärtner und studierte später Politikwissenschaft, Geographie und Deutsch auf Lehramt und Magister. Nach einer Zeit als Deutschlehrer und Redakteur gründete er 2005 SprInt.

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