Fahrräder für geflüchtete Frauen

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Firma organisiert Spendenaktion für geflüchtete Frauen und für den Medienhof-Wedding

30 junge Menschen der Firma „Hello Body“ besprühten im Medienhof-Wedding rund fünfzig Fahrräder mit rosa Farbe. Warum? Die Firma spendet die gebrauchten Fahrräder, die sie vorher gesammelt hat, an geflüchtete Frauen. Viele der Geflüchteten lernen erstmals Fahrrad-Fahren und bekommen so mehr Bewegungsfreiheit. Gleichzeitig bekam der Medienhof-Wedding eine Spende, weil wir den Arbeits- und Lagerplatz zur Verfügung stellten.

Was ist da los?

Immer mehr junge Frauen fanden sich im Medienhof-Wedding ein. Sie sprachen Französisch, Spanisch, Englisch oder Italienisch. Wir Lehrenden waren sehr überrascht. Was war da los? Sie mischten sich zwischen die türkisch- und arabischstämmigen Schülerinnen und Schüler, die in immer größerer Zahl im Medienhof-Wedding eintrafen, um hier Nachhilfe zu bekommen. Eine wahrhaft internationale Mischung also.

Dann begannen die Frauen, zu deren Gruppe nun auch einige Männer gestoßen waren, seltsame weiße Anzüge anzuziehen. Das alles zu rockiger, motivierender Musik. Nun war ihr Vorhaben noch undurchschaubarer und ich konnte mir gar keinen Reim mehr darauf machen. Sehr sympathisch sah das ja aus, aber was haben sie vor? In der Mitte des Hofes wurde eine große Plane ausgelegt. Eine Performance? Ich erkundigte mich auf Englisch bei einer jungen Italienerin, was der Plan sei. Mir wurde gesagt, bald träfen Fahrräder ein, die mit rosa Farbe besprüht würden.

Da fiel es mir wieder ein. Stimmt ja! Wir hatten telefonisch zugesagt, dass die Firma „Hello Body“ unseren Hof für diese Sprühaktion nutzen könne und danach für zwei Wochen die Fahrräder in unserer Garage einlagern werde. Der Telefonanruf war schon eine Zeitlang her und eigentlich dachte ich, es würde sich um zwei Menschen handeln, die vielleicht vier Fahrräder umspritzten. Aber nun kamen über dreißig Menschen, die über dreißig gebrauchte Räder auseinandermontierten und neu lackieren mussten. Nicht erwartete Manpower also, besser: unerwartete Womenpower. Die Dimension dieser Aktion hatte ich unterschätzt. Die meist jungen Mitarbeiterinnen und wenigen Mitarbeiter machten sich also ans Werk.

 

Spendenaktion für geflüchtete Frauen

Die Fahrräder waren nach verschiedenen Aufrufen im Internet gespendet worden. Geflüchtete Frauen sollen darauf Fahrradfahren lernen. Zuerst mussten die Drahtesel aber in Ordnung gebracht werden. Letztlich sollten sie farblich einheitlich aussehen. Deshalb wurden sie in die Farben der Firma umgesprüht. Das erklärte natürlich die Schutzanzüge der Angestellten. Und auch ihre Internationalität. In Berliner Start-ups trifft sich eben die ganze Welt und die Betriebssprache ist dann größtenteils Englisch.

 

Gutes Teamwork

Mit großem Elan wurden die Räder nun also auseinander geschraubt, dann grün grundiert und schließlich rosa angesprüht. Unter dem Rhythmus der Musik arbeiteten die jungen Damen und Herren in kleinen Teams zusammen. Man sah eindeutig, dass das Teamwork gelebte Arbeitspraxis war. Zusammen lösten sie selbst die größten Herausforderungen – und bei den alten Rädern gab es viele davon. Wer kann schon so einfach eine alte Kettenschaltung auseinander- und dann wieder zusammenbauen? Die Zweier- und Dreier-Teams schafften das.
Und dann regnete es auch noch. Wohl das einzige Mal in diesem Sommer und das genau in dem Moment, als die Farbe frisch aufgetragen war. Aber die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steckten das alles weg. Am Ende gelang es tatsächlich, sämtliche Fahrräder zu lackieren und in der Garage zu verstauen. Chapeau!

 

Spende auch für uns

Für ein solch tolles Projekt, dass geflüchteten Frauen mehr Bewegungsfreiheit und Selbstbewusstsein mit auf den Weg gibt, stellten wir unseren Hof und unsere Garage gerne zur Verfügung. „Hello Body“ ist eine Firma mit internationaler Belegschaft, die Nachhaltigkeit anstrebt und sich für gemeinnützige Zwecke einsetzt. Damit konnte sich unsere Sprach- und Bildungsförderung gut identifizieren.
Ich bin immer wieder begeistert davon, wie engagiert manche jungen Menschen und ganze Firmen sich für das Gemeinwohl einsetzen, meist dort, wo es gesellschaftlich klemmt. Und sicher klemmt es beim Empowerment geflüchteter Frauen ähnlich wie beim Bildungsaufstieg in sozialen Brennpunkten.

Vermittelt hatte die „Hello Body“ – Aktion  unser langjähriger Nachhilfelehrer Lars Degen, dessen Freundin Linda Lee bei „Hello Body“ arbeitet. Vielen Dank von mir an die beiden!

Am Ende bekamen auch wir eine Firmenspende von 250 Euro, die wir in neue Anschaffungen investieren können. „Hello Body“ war uns dankbar, dass wir der Firma den Hof zur Sprühaktion und die Garage als Lager zur Verfügung gestellt hatten. Sie fanden aber auch unsere Arbeit gut. Wir hätten sie auch ohne Spende unterstützt, auf diese Weise kam sogar noch ein Firmensponsoring dabei heraus. Offensichtlich eine rundum gelungene Aktion.

Fahrräder für Geflüchtete werden fit gemacht

Wo kommen die vielen Frauen in den weißen Anzügen her?
Zuerst mussten die Fahrräder auseinander montiert werden, bevor man sie besprühen konnte.
Manchmal ist es schon schwierig, die Räder aus der Gangschaltung zu bekommen.
Sympathische und kompetente Zweier-Teams machten sich ans Werk.
Grün war die Grundierung
Nach Grundierung und Weiß-Anstrich: Atemmaske aufgesetzt und das Firmen-Rosa sprühen!
Am Ende waren die Schutzanzüge auch gegen den einsetzenden Regen zu gebrauchen.
Alle Fahrräder sind gut in der Garage verstaut.

 

Der Artikel stammt von Herbert Weber, dem Leiter des Medienhof-Wedding. Herbert Weber ist gelernter Landschaftsgärtner und studierte später Politikwissenschaft, Geographie und Deutsch auf Lehramt und Magister. Nach einer Zeit als Deutschlehrer und Redakteur gründete er 2005 die Sprach- und Bildungsförderung SprInt.

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