Ein Stück vom Regenbogen im Medienhof-Wedding

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Seit noch nicht mal einem Monat arbeitet Andreas Mittag bei SprInt als Förderlehrer. Und schon hat sie ihn gepackt, diese eifrige Lernkultur im Medienhof-Wedding. Mal laut, mal vertieft, lernen die Schüler und einer, der hilft ist Andreas. Ute Hempelmann hat er verraten, warum ihm Offenheit und Toleranz ganz wichtig sind:

Mit dem Finger tippt Andreas auf den südlichsten Zipfel Afrikas: 13.285 Kilometer sind es von seinem Geburtsort Johannisburg, der größten Stadt Südafrikas, bis in den Medienhof-Wedding in Berlin. Das klingt nach „ganz weit weg“, aber in manchem ähneln sich die Städte. Es gibt soziale Ungleichheiten und Menschen, die das nicht akzeptieren wollen. Andreas hilft dabei: „Der Wedding ist ja nicht der schickste Stadtteil. Aber die Schülerinnen und Schüler, die in den Medienhof-Wedding kommen, die wollen es wissen: raus aus dem Viertel, eine gute Berufsausbildung oder ein Studium schaffen. Dafür hängen sie sich rein.“ Das beeindruckt den 35jährigen ganz schön: „Neulich habe ich den Mehmet kennengelernt. Der spricht Türkisch, Arabisch, Englisch und Deutsch und hatte voll begriffen, wie wichtig sowas ist. Viele Sprachen sprechen – ein Reichtum.“

Aus Johannisburg in den Wedding

Andreas hat auch einen „Migrationshintergrund“, (wie man es nennt, wenn eine Familie aus einem Land in das andere zieht und die Kinder mit beiden Wurzeln aufwachsen). Seine Eltern sind in den 60er Jahren aus Deutschland nach Südafrika zum Studium ausgewandert. Die Bevölkerung Südafrikas bestand damals aus Schwarzen und Weißen, die strikt getrennt lebten. Vor allem, weil die weiße Regierung und Teile der Bevölkerung keine Vermischung wollten. Schwarz sein galt vielen als minderwertig. Dann wehrten sich immer mehr Menschen gegen diese Ungerechtigkeit. Südafrika versuchte, die Rassentrennung abzuschaffen – zum Teil mit Erfolg. Wer durch Südafrikas Straßen wandert und die Ohren aufsperrt, kann 11 Sprachen hören. „Jedes Formular der Verwaltung muss in jeder Sprache vorliegen,“ berichtet Andreas hörbar stolz über sein Herkunftsland. Wegen dieser Vielfalt wird Südafrika „die Regenbogennation“ genannt. Und ebenso bunt und vielgestaltig wie die Menschen ist auch Südafrikas Tierwelt: Neben den Weißen Haien und Walen in den Küstengewässern, gibt es im Land so ziemlich alles, was piepsen, röhren, schnäbeln und trompeten kann – von Pinguin bis Elefant.

Geographie: Klima und Migration statt Vulkanausbrüche und Tektonik

Als Geographielehrer beantwortet Andreas im Medienhof-Wedding Fragen zu Vulkanen, Erdplatten oder Winden. „So steht es im Lehrplan und in den Büchern“, sagt er. Spannender finden die Schülerinnen und Schüler seiner Beobachtung nach aber „die großen Themen“: Globalisierung, Migration und natürlich das Klima. Weil unsere Zukunft davon abhängt, scheint die Welt zusammenzuschrumpfen: wir haben nur diesen einen Planeten und sind voneinander abhängig. So wünscht sich Andreas: „Menschen sollten sich offen begegnen – egal welche Hautfarbe oder Religion sie haben“. Was ihm am meisten fehlt an seiner südafrikanischen Heimat? „Das Lächeln“, antwortet er blitzschnell. „Ein Lächeln geht immer, selbst wenn die Menschen bitterarm sind“. Und dann wünscht er sich noch etwas, was viele von uns zuweilen denken: „Wir sollten uns weniger oft als „Vertreter“ von Religionen und Hautfarben behandeln, sondern als das, was wir sind: Menschen.“

 

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Der Artikel stammt von Ute Hempelmann, Blogredakteurin SprInt.

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