Das „SprInt-Seminar“ an der FU Berlin

SprInt unterstützt nicht nur Kinder und Jugendliche, wir bieten auch über 50 Lehramtsstudentinnen und – studenten im Jahr die Möglichkeit, Praxiserfahrung im Schulalltag zu sammeln und mit Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache zu arbeiten.

Weil wir sozusagen schon auf diese Weise die Lehrerausbildung der Uni unterstützen, war es naheliegend, auch enger mit der Universität zusammenzuarbeiten. Mit der sehr entgegenkommenden Professorin Prof. Dr. Diana Maak hat sich in diesem Jahr diese Gelegenheit ergeben!

Erstmals fand im Sommersemester 2023 an der Freien Universität ein „SprInt-Seminar“ statt, also ein Deutsch-als-Zweitsprache-Seminar der Uni, das mit SprInt kooperiert. Die Absicht von Frau Prof. Dr. Maak und der Dozentin Barbara Krischer war es, mit den Master-Studierenden die Uni zu verlassen und einen Brückenschlag in die Praxis zu wagen, direkt in den Soldiner Kiez im Wedding hinein. So nahmen alle Studierenden des Seminars im April drei Wochen lang am Unterricht an unseren Kooperationsschulen im Wedding teil. Sie besuchten die Sachkunde- oder Deutschstunden an der Gesundbrunnen-Grundschule, an der Vineta-Grundschule und an der Rudolf-Wissell-Grundschule und arbeiteten dort mit Kindern. So konnten sie sich selbst einen Eindruck verschaffen, wie schwierig es für viele der Kleinen ist, neben ihrer Muttersprache auch noch das Lesen und Schreiben in der Bildungssprache Deutsch zu erlernen. Schon an der Uni für das Thema sensibilisiert, konnten sie nun Praxisbeispiele sammeln.

Das Fachwort „Trinkwasseraufbereitungsanlage“ ist z. B. wegen seiner schwierigen Wortbildung als Kompositum und seiner komplexen Bedeutungsinhalte sehr schwer verständlich für ungeübte Deutsch-Lerner. Es müsste erst einmal für die SuS aufgeschlüsselt werden.
Eine der Studentinnen meinte später bei der Reflexion, es sei enorm hilfreich gewesen, vor Ort zu sehen, wie wenig die Kinder die Texte aus den Schulbüchern oder die Aufgaben verstehen, die ihnen gestellt werden. Eine andere gab der Dozentin des Seminars, Frau Krischer, die Rückmeldung, es wäre das beste Seminar ihrer Uni-Laufbahn gewesen, weil sie tatsächlich mit realen Kindern zu tun hatte und sehr viel über die Lese- und Schreibprobleme der Kinder in der Praxis lernen konnte.

Danach erarbeiteten die Studierenden in Gruppen aufwendig und zielgenau Lernmaterialien, mit denen sich die verschiedenen Fachlesetexte besser entschlüsseln ließen. So wurde zum Beispiel ein für die Kinder unverständlicher Sachtext mit Bildern angereichert, es gab einfachere Paralleltexte, Glossare zu schwierigen Wörtern, Quiz-Fragen an den Text, Lückentexte zur Aufbereitung, Zuordnungsaufgaben und Strukturbilder. Am Ende der diversen Übungen, die die Studenten entwarfen, standen immer Schreibaufgaben, mit denen die erlernten Inhalte, Wörter und Strukturen noch einmal aktiv geübt werden konnten. Jede Lehrerin und jeder Lehrer, der mit Kindern nichtdeutscher Sprachherkunft arbeitet, sollte diese Technik beherrschen, um erfolgreich Unterricht machen zu können.

Ich selbst war ziemlich begeistert von der Abschlusspräsentation, bei der auch Frau Prof. Dr. Maack anwesend war. Über die Verbindung von Praxis und Theorie, die die Dozentin Barbara Krischer den angehenden Lehrerinnen und Lehrern vermittelte, wurden die Studierenden für das Thema fachlicher Spracherwerb hochgradig sensibilisiert und fanden professionelle didaktische Lösungen. So kann es den Kindern leichter gemacht werden, die Bedeutung fachlicher Aufgaben und Texte zu verstehen und selbst welche sinnvoll zu verfassen. Leider, leider wird dieses Wissen um eine gute Deutsch-als-Zweitsprache-Didaktik noch nicht an den Berliner Schulen umgesetzt, so dass die Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache noch nicht so gut gefördert werden, wie es möglich wäre.

Damit wir auch in Zukunft den Schülern helfen können, benötigen wir Ihre Spende. Bitte unterstützen Sie uns unter: https://www.betterplace.org/de/projects/5160-bildungsforderung-sprint-eine-bessere-zukunft-fur-kinder-durch-bildung

Der Artikel stammt von SprInt-Leiter Herbert Weber. Herbert Weber ist gelernter Landschaftsgärtner und studierte später Politikwissenschaft, Geographie und Deutsch auf Lehramt und Magister. Nach einer Zeit als Deutschlehrer und Redakteur gründete er 2005 SprInt.