Diskussion zur Wahl: Politik im Medienhof-Wedding

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Am Mittwochabend war es dann soweit: Fünf Lokalpolitiker-innen besuchten den Medienhof-Wedding, um mit Schülern und Schülerinnen, Studierenden, Pädagogen und Nachbarn darüber zu sprechen, was eigentlich schief läuft in den Schulen im Wedding. Denn es sind vernichtende Zahlen, die der Moderator Herr Weber zu Beginn der Diskussion nennt: Schüler und Schülerinnen im Wedding zeigen in ganz Berlin die schwächsten Leistungen. Berlin wiederum ist das Bundesland mit den schlechtesten Bildungsergebnissen. Woran liegt das und wie kann man den Bildungshürden im Brennpunktkiez entgegenwirken? Damit die Diskussion sich nicht wie in allabendlichen Talkshows in Phrasen verläuft, werden alle Vorschläge an einer Tafel gesammelt. Das ist zwar ein wenig didaktisch- aber es geht hier schließlich um Bildung. Außerdem haben am Ende des Abends alle Zuschauer die Möglichkeit, für ihre Favoriten zu stimmen. (Die Ergebnisse findet ihr am Ende des Artikels ↓)

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Schon während die Parteivertreter ihre Positionen vortragen, hält es manchen Zuschauer kaum auf seinem Stuhl. Oft nicken die Köpfe zustimmend, aber ab und zu kann man richtig spüren, wie manch einem das Gesagte zuwider ist. Als dann die Meldungen aus dem Publikum kommen, beginnt der wirklich spannende Teil des Abends: Denn die Differenz zwischen dem, was sich die Politik für den Wedding wünscht und der Realität an den Schulen ist groß: Wie soll ein besserer Lehrplan umgesetzt werden, wenn der Unterricht ausfallen muss, weil keine Toilette einer Etage funktionstüchtig ist? Wie kann man in guter Atmosphäre Deutsch lernen, wenn man für seine Sprachkenntnisse ausgelacht wird? Wie sollen Eltern ihre Kinder zu kostenloses Lernangeboten schicken, wenn sie keine Kenntnis über diese haben? Wieso werden Lehramtsabsolventinnen mit Kopftuch nicht eingestellt, wenn es so einen Lehrermangel gibt? Warum muss der Medienhof-Wedding immer wieder um seine Existenz bangen, wenn außerschulische Projekte so gut funktionieren? Die Fragen ebben nicht ab.

diskussion (2)Aber spätestens nach der Diskussion ist klar: Das hier ist kein Kampf von den hier Unten gegen die da Oben. Die meisten geladenen Gäste sind selbst aus dem Kiez und haben ähnliche Migrationsgeschichten wie die Jugendlichen im Medienhof-Wedding. Sie sorgen sich um die Probleme im Wedding und nehmen die Fragen der Schüler ernst. Viele bleiben noch eine Weile, trinken ein Glas Saft und unterhalten sich angeregt. Selbst ein Lehrer, der für die AfD antritt ist gekommen. Die Gäste haben keine Scheu, auch ihm ihre Fragen zu stellen.

Als ich um halb elf mit dem Fahrrad nach Hause fahre, komme ich an einer Gruppe unserer Gäste vorbei, die zur Haltestelle läuft – sie sind immer noch lautstark am diskutieren. Von Politikverdrossenheit kann hier nicht die Rede sein.

 

 

Und so habt Ihr abgestimmt:

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  1. Kostenlose Projekte in den Kiezen z.B. Schüler helfen Schülern (11)
  2. Kopftuchträgerinnen als Lehrerinnen erlauben (7)
  3. Bevorzugung Brennpunktschule (6)
  4. Ausbildung der Lehrer-innen verbessern: mehr Praxis, mehr Pädagogik im Studium (5)
  5. Kleinere Klassen in den Problembezirken (4)
    Bessere Sprachförderung (4)
    Durchmischung der Klassen (4)
    Gemeinschaftsschule (4)
    Abschaffung Kooperationsverbot(4)
  1. Interkulturelle Schulungen der Lehrer (3)
    Mehr qualifiziertes Personal (3)
  1. Digitalisierung an Schulung: Medienkompetenz schaffen (2)
    Elitäre Angebote für mehr Durchmischung (2)
  1. Schulpflicht durchsetzen (1)
    Lehrer müssen motivieren / interessiert sein (1)

 

-Mascha Malburg

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