Karrieresprungbrett Medienhof-Wedding!

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Der Wedding ist ein Brennpunkt, in dem sich Kriminalität, Extremismus und soziale Verwahrlosung sammeln. Wer hier aufwächst, schafft es nicht weit. So kennt man das alte Lied. Es erklingt immer in Moll, doch hört man genauer hin, dann klingt es ganz schön schräg. Denn der Wedding ist viel mehr. Hier gibt es auch großes Potential, vor allem bei den Kindern und Jugendlichen, denen wir täglich in unserem Förderunterricht begegnen. Denn der Wedding, das ist auch Fatma, die mit einem Stipendium Internationale Beziehungen in London studiert hat.

 

 

Vor Kurzem erhielt ich im Medienhof-Wedding Besuch von meiner ehemaligen Schülerin Fatma. Sie ist im Wedding groß geworden und besuchte uns drei Jahre lang bis zu ihrem Abitur 2013, welches sie mit Bravour bestand. Sie hätte es sicher auch ohne unsere Förderung gemeistert, aber wer weiß – vielleicht nicht so gut. Jedenfalls erinnern wir uns bis heute an sie und verfolgen ihren weiteren Lebensweg. Das Vorurteil lautet häufig, die Menschen aus dem Wedding gingen nicht aus ihrem Kiez heraus und öffneten sich nicht der westlichen und akademischen Welt. Von Fatma aber bekamen wir über Facebook ein Bild aus dem Libanon mit dem libanesischen Verkehrsminister, und aus Kalifornien, wie sie mit ihren Freundinnen vor der Uni posierte, oder einen Schnappschuss aus London, da stand Fatma alleine vor der Tower Bridge. Fatma ging nicht nur in die Welt hinaus, sie war dort auch überaus erfolgreich. In Potsdam studierte sie Politik- und Verwaltungswissenschaft und bekam ein Stipendium der Stiftung der deutschen Wirtschaft, mit dem sie ein halbes Jahr an der University of San Diego studieren konnte. Danach wurde sie aufgrund ihres exzellenten Bachelorabschlusses an der University of Westminster zum Masterstudium  Internationale Beziehungen und Sicherheit zugelassen und konnte nach zwei Jahren in der englischen Hauptstadt auch ihren Abschluss mit Auszeichnung bestehen. In der Masterarbeit wurde sogar der Medienhof-Wedding dankend erwähnt, was uns natürlich sehr rührte.

Fatma ist nur ein Beispiel, aber vielleicht das leuchtendste, wie weit man (oder frau) es bringen kann, auch wenn man im Wedding aufgewachsen ist. Natürlich spielte es auch eine Rolle, dass Fatma aus einer bildungsorientierten, libanesischen Familie stammt, deren Mitglieder auf der ganzen Welt zuhause sind. Für Kinder aus bildungsärmeren, abgeschotteteren Familien wäre der Weg vielleicht noch schwerer gewesen. Trotzdem macht sie deutlich, dass es auch mit nichtdeutscher Muttersprache und einer bescheidenen Einkommenssituation möglich ist, aus dem Wedding heraus Karriere zu machen. Fatma ist somit ein Vorbild und ein sehr positives Beispiel, von dem wir hoffen, das ihr viele nacheifern.

 

Schaut euch hier gerne das kleine Interview mit Fatma an:

 

Der Artikel stammt von Herbert Weber, Leiter von SprInt. Er ist Politikwissenschaftler und Deutschlehrer.

 

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