DaZ-Fortbildung 2024 in Zeestow
Zeestow, 17. September 2024 – von Herbert Weber und Enno Eidens
Jedes Jahr veranstaltet SprInt eine DaZ-Fortbildung. All unsere Förderlehrkräfte, Ehrenamtliche und Interessierte bekommen hier ein sprachdidaktisches Grundgerüst für ihre Arbeit in den Schulen, im Medienhof und in ihren Patenschaften.
Premiere! Die DaZ-Fortbildung von SprInt fand in diesem Jahr nicht „im schönen Gussow am See“, sondern im ebenso schönen Zeestow statt. Im Rüst- und Freizeitheim „Bei den Aposteln“ kamen vom 13. bis 15. September gut 20 SprIntler zusammen, um für ein Wochenende mehr über DaZ (Deutsch als Zweitsprache) zu lernen. Barbara Krischer, Dozentin für DaZ an der Freien Universität Berlin, leitete die Fortbildung. Sie führte schon am Freitagabend in die vielen Herausforderungen ein, die Schüler*innen mit Deutsch als Zweitsprache an Berliner Schulen haben.
Im Deutschen sind beispielsweise die Satztypen und ihre speziellen Satzbaupläne, also wie Worte im Satz angeordnet werden, besonders herausfordernd. Diese Schemata lernen Kinder zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr. Geschieht das nicht – und ist auch die Pubertät überschritten – sind diese nur noch schwer zu erlernen. Sprach- und Textproduktion werden dann viel schwieriger.
Sprachförderung fachspezifisch denken
Für den Schulunterricht ist es deshalb besonders wichtig, Sprachförderung fachspezifisch zu denken und jedes Fach mit speziellen DaZ-Inhalten anzureichern. So braucht es für Mathematik einen geschlossenen und klar bestimmten Wortschatz (gleich, größer als, Dreieck, Kreis, Fläche, usw.) und für Geschichte einen großen thematischen Wortschatz, der im Kontext des jeweiligen Inhalts gelernt werden muss. Grundsätzlich stellen Fachtexte in allen Fächern DaZ-Schüler*innen vor potenzielle Herausforderungen. An dieser Stelle helfen die SprInt-Förderlehrkräfte aus, weshalb es wichtig ist, dass sie Fachtexte unmittelbar vereinfachen und didaktisieren, also lehrwirksam gestalten, können.
In einer intensiven Arbeitsphase am Samstag untersuchten die Fortbildungsteilnehmer*innen Texte auf mögliche Stolpersteine der deutschen Sprache. Dazu zählen Komposita (zusammengesetzte Worte wie „Hausmüll“ oder „Datencheck“), trennbare Verben („abschneiden“, „umbauen“), Pronomen und Proformen (Worte mit Vertreterfunktion für andere Worte), erweiterte Verb-Satz-Gefüge („zur Verfügung stellen“, „in Verbindung setzen“) und präpositionale Verben („warten auf“, „senden an“, „bestehen auf“). Den Studierenden wurde klar, wie vielfältig die Fehlerquellen sind, die Deutsch-Muttersprachler gar nicht erleben.
Praxis: Übungen für das Sprachverständnis
Um mit diesen Schwierigkeiten im Sprachverständnis umzugehen, lernten die Teilnehmenden dann praktische Verständnisübungen, beispielsweise Lückentexte oder das Ergänzen von Halbsätzen oder Richtig-Falsch-Übungen. Schließlich gab es von Barbara Krischer viele praktische Vorschläge, wie die Schreibfertigkeit durch Wortgeländer, mitgegebene Redemittel, grafische Darstellungen oder Bildfolgen unterstützt werden kann. Die DaZ-Schüler*innen sollen am Ende lernen, die gelernten Worte und Inhalte fachlich richtig in einem eigenen Text anzuwenden. Die praktischen Übungen machten allen Spaß und führten auch zu einigen Aha-Effekten.
Konkrete Beispiele für diese Methoden findet ihr zum Beispiel im kostenlosen Angebot für Daz-Material auf unserer Website.
Abschließend haben wir uns am Sonntagmorgen mit einer konkreten sprachlichen und fachdidaktischen Herausforderung beschäftigt. Die Teilnehmer*innen der Fortbildung sollten einen zufällig ausgewählten Text über Plattentektonik mit den von Barbara Krischer gelehrten Werkzeugen sprachlich aufbereiten. Das klappte ganz gut. Alle kamen auf gute Ideen und hatten die Grundprinzipien von DaZ verstanden. Allerdings gab es große Kritik an dem Schulbuchtext, der selbst für gebildete Muttersprachler nicht einfach war. Warum gibt es kaum Unterrichtsmaterial, das tatsächlich auf die DaZ-Lerner*innen zugeschnitten ist?
Geselligkeit und gutes Essen
Das Feedback für die Fortbildung fiel sehr positiv aus. Auch das nicht-fachliche Rahmenprogramm kam sehr gut an und sorgte für schöne Momente im Team. Es gab wie immer tolles Essen von unserer wunderbaren Kochgruppe: Susanne, Felix, Carsten und Alina tischten an allen drei Tagen richtig lecker auf. Am Freitagabend wurde gekniffelt, am Samstag spielten wir Fußball, gingen schwimmen und sangen abends gemeinsam Karaoke. Ihr möchtet euch das anhören? Viel Spaß!
Damit wir auch in Zukunft den Schülern helfen können, benötigen wir Ihre Spende. Bitte unterstützen Sie uns unter: https://foerderunterricht-sprint.de/spenden/
Dieser Artikel stammt von SprInt-Leiter Herbert Weber und SprInt-Redakteur Enno Eidens.
Herbert Weber ist gelernter Landschaftsgärtner und studierte später Politikwissenschaft, Geographie und Deutsch auf Lehramt und Magister. Nach einer Zeit als Deutschlehrer und Redakteur gründete er 2005 SprInt.
Enno Eidens studierte Publizistik, arbeitete in der Öffentlichkeitsarbeit und als Journalist. Gegenwärtig studiert er Erwachsenenbildung an der Humboldt-Universität zu Berlin und unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit von SprInt.