Der Lockdown macht erfinderisch!

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Nachdem wir während des Lockdowns auf eine digitale Betreuung umgestellt haben – samt Videokonferenzen, telefonischer Nachhilfe, Korrektur per Mail – konnten wir zuletzt unsere Türen zumindest für Prüflinge öffnen. Jetzt gehen wir einen weiteren Schritt und bieten erstmalig Nachhilfe in den Familien an! Dieser Schritt hat mehrere Gründe:

„Viele der Schüler sehen den Corona Lockdown als Ferien. Sie machen keine Hausaufgaben mehr, lernen nicht, und hängen nur rum. Das ist vielleicht verständlich“ sagt SprInt Leiter Herbert Weber und lacht, „aber auch problematisch, weil sie sich den Schulstoff natürlich trotzdem draufschaffen müssen. Spätestens dann, wenn wieder Unterricht in der Schule stattfindet, Prüfungen und Tests anstehen, hinken sie hinterher, noch mehr als ohnehin schon“.

Der Lockdown fungiert damit in einem gewissen Sinne als eine Art Katalysator für die schlechten Bildungsvoraussetzungen hier im Kiez. Viele Eltern können ihren Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen, weil sie nur wenig Deutsch sprechen, statt Homeschooling ist also eher abhängen angesagt, schlechte Noten und Zeugnisse vorprogrammiert.

„Unser digitales Angebot nehmen eher jene Schüler wahr, die fleißig und motiviert sind, und die entsprechende Eigeninitiative mitbringen, sich bei uns zu melden. Die Problemfälle gehen uns so durchs Netz. Und gerade denen wollen ja besonders gerne helfen und später Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen. Allerdings brauchen sie hierfür eine intensive Betreuung durch einen Lehrer, der sie vor Ort anleitet und unterrichtet. Digital lässt sich dies nicht bewerkstelligen.“

Unsere Lösung für dieses Problem lautet: Wir packen es an der Wurzel und gehen zu den Kids nach Hause!

„Als wir den Medienhof-Wedding schließen mussten, kamen bei uns mehrere Anfragen besorgter Eltern rein, die uns gebeten haben, ob wir nicht bei ihnen zuhause Nachhilfe geben könnten. In Einzelfällen haben die Kinder gar nichts mehr für die Schule gemacht, und wenn in den Familien bereits soziale Probleme herrschen, tun sich auch die Eltern schwer, sie zu unterstützen. Da aufgrund des Lockdowns unerwartet etwas von unserem recht knapp bemessenen Budget übriggeblieben ist, können wir jetzt vereinzelt Lehrer in die Familien schicken und vor Ort Betreuung leisten.“

Einer von ihnen ist Ali (25), Wirtschaftsingenieursstudent und angehender Lehrer im Quereinstieg. Er kommt selbst aus dem Kiez und hat jahrelang bei SprInt als Schüler unser Angebot wahrgenommen, jetzt gibt er selbst Nachhilfe und betreut unser Tochterprojekt Schüler helfen Schülern im Wedding.

Ali sagt: „Die Eltern sind teilweise verzweifelt, weil ihre Kinder nicht lernen wollen und durch den Wegfall der Schule auch ein Stück weit Kontrolle fehlt. Ich habe selbst schon gemerkt, dass man hier ein bisschen strenger sein muss und lege darauf wert, dass wir konzentriert die Aufgaben bearbeiten. Mittlerweile klappt das ganz gut.“ Hilfreich ist, dass er sich auskennt im Kiez: „Ich bin einer von ihnen, ich kann mich in sie reinversetzen und kenne ihre Lage“, sagt er und fügt schelmisch hinzu: „wir machen hier Nachhilfe von Ali zu Ali.“

In diesem Sinne möchten wir dem Lockdown vielleicht auch etwas Positives abgewinnen, denn wir bewerten unser neues Angebot an Nachhilfe in den Familien als einen Erfolg, den wir sonst vielleicht nicht erzielt hätten. Deswegen planen wir dieses Angebot beizubehalten, zumindest so lange wir dies finanziell bewerkstelligen können.

 

Damit wir auch in Zukunft den Schülern helfen können, benötigen wir Ihre Spende. Bitte unterstützen Sie uns unter: https://www.betterplace.org/de/projects/5160-bildungsforderung-sprint-eine-bessere-zukunft-fur-kinder-durch-bildung

 

Der Artikel stammt von Leo Keutner, Öffentlichkeitsarbeit SprInt.

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